Bach, Else (1899-1951), Zicklein, um 1935/40
Else Bach(1899 Heidelberg - 1951 Pforzheim), Zicklein , um 1935/40. Terrakotta, in der Plinthe mit „E. Bach“ signiert, auf dem Unterboden mit dem Signet der Karlsruher Majolika-Manufaktur versehen und als Modell 4350 ausgewiesen, 16 cm (Länge) x 16 cm (Höhe) x 7,5 cm (Breite).
- sehr vereinzelt leicht berieben, ansonsten in ausgezeichnetem Zustand
- Eine anrührende Berührung -
Im Vergleich zu den elegant-glatten Rehfiguren Else Bachs tritt die Gestalt des Zickleins mit einem sichtbar modellierten Körper in Erscheinung, wie dies bei den Tierdarstellungen der zehn Jahre älteren Künstlerkollegin Renée Sintenis der Fall ist. Aber gerade diese abstraktere Erscheinungsweise führt zu dem naturalistischen Eindruck, tatsächlich ein Fell zu gewahren. Zudem bewirkt die Oberflächenfaktur ein optisches Vibrato, in welchem sich die fragile noch unbeholfene Lebendigkeit des erst vor Kurzem geborenen Tieres kundtut. Die Seitenansicht offenbart die Tapsigkeit des Zickleins; es scheint geradewegs zu zittern, hält sich durch die komplizierte Stellung seiner Beine aber sicher aufrecht. Mit der Pflege des Fells ist es ganz in sich selbst versunken und hat dabei doch aufmerksam die Ohren gespitzt. Eine rührende Selbstberührung des aufblühenden Lebens.
Else Bach präsentiert das Zicklein nicht in einer auf den menschlichen Blick abgestimmten porträtartigen Pose, wie dies bei Tierdarstellungen nur allzu oft der Fall ist, sie unternimmt es, das Tier von seinen eigenen inneren Regungen her zu veranschaulichen, woraus die intensive Lebendigkeitswirkung des Zickleins resultiert. Zugleich schafft sie mit der Selbstberührung des Tieres eine in sich geschlossene Figur, die mit der Eigenbewegung des Umwendens dazu einlädt, von allen Seiten betrachtet zu werden. Dabei offenbaren die verschiedenen Ansichten das Naturell des Zickleins auf jeweils neue Weise.
zur Künstlerin
Else Bach studierte an der Kunstgewerbeschule Pforzheim, wo sie von dem Bildhauer Emil Salm inspiriert worden ist. Auf den zahlreichen Studienreisen ins In- und Ausland besuchte sie ausgiebig die zoologischen Gärten, um Tierstudien anzufertigen. Ab 1935 schuf sie nahezu 50 Tierfiguren für die von Hans Thoma und Wilhelm Süs gegründete, künstlerisch anspruchsvolle Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe. Aus dieser engen Zusammenarbeit ging ihr heute berühmtesten Werk hervor: Das 1936 geschaffene „Bambi“, das zur Vorlage für den deutschen Fernseh- und Medienpreis wurde.
Neben den Tierdarstellungen schuf sie in ihrem späteren Werk auch Akte, Figurengruppen und Porträtbüsten.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1937 erhielt sie für eine Fohlengruppe den Grand Prix. 1938 war Bach auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten. Ein Jahr nach ihrem Tod ehre die Stadt Pforzheim die Künstlerin 1952 mit einer Retrospektive.