Bartolozzi, Francesco (1728-1815), Mythologische Szene mit vier jungen Frauen und dem Amorknaben, 1764

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Produktbeschreibung

Francesco Bartolozzi(1728 Florenz - 1815 Lissabon), Mythologische Szene mit vier jungen Frauen und dem Amorknaben , 1764. Crayon-Stich auf Bütten nach einer Zeichnung von Guercino, 22 cm x 28,5 cm (Plattengröße), 39,5 cm x 55,5 cm (Blattgröße), unten links mit „Guercino Invent.“ als Stich nach Guercino ausgewiesen und unten rechts mit „F. Bartolozzi scolpi“ signiert und „Londra 1764“ datiert und ortsbezeichnet.

- der breite Rand etwas bestoßen und mit kleinen Einrissen, insgesamt etwas angestaubt, ansonsten kräftig-präziser Druck in gutem Zustand




- Geheimnisvolle Virtuosität -



Das Blatt ist im ersten Jahr von Bartolozzis Lebensabschnitt in London entstanden und veranschaulicht die gefeierte Virtuosität des Künstlers, die zum Ruf nach London und seiner Ernennung zum „Engraver of the King“ geführt hat. Bartolozzi verbindet hier eine frei-flüssige lineare Gestaltung mit einer partiellen Punktierung, so dass die Druckgrafik eine bisher nicht gesehene zeichnerisch-malerische Wirkung erhält, was der damals einsetzenden Schätzung der Zeichnung als unmittelbarem künstlerischen Ausdruck entspricht.

So virtuos die Szene dargestellt ist, so rätselhaft bleibt sie. Die vier jungen Frauen befinden sich offensichtlichen in einem auf den Amorknaben bezogenen Dialog über Liebesdinge. Indem die Szenerie drüber hinaus aber unbestimmt bleibt, wird sie zum Imaginationsraum des Betrachters, der das Bild auf diese Weise vollendet.




zum Künstler


Als Sohn des Goldschmieds Gaetano Bartolozzi erhielt der junge Francesco bei seinem Vater eine erste künstlerische Ausbildung. Anschließend besuchte er die Florentiner Kunstakademie, hielt sich zum Antikenstudium in Rom auf und ging dann nach Venedig, wo er 1745 in das Atelier Joseph Wagners eintrat. Für dessen Kunstverlag fertigte Bartolozzi zahlreiche Stiche nach Zeichnungen venezianischer Künstler an, die sich aufgrund ihrer kongenialen Umsetzung großer Beliebtheit erfreuten. Nachdem er für den Bibliothekar George III., Richard Dalton, Zeichnungen von Guercino gestochen hatte, lud ihn dieser 1764 nach London ein, wo Bartolozzi fortan ansässig war. Er wurde in die Society of Artists aufgenommen, zum Kupferstecher des Königs ernannt und 1769 in die neugegründete Königliche Kunstakademie gewählt. In London eignete er sich die neuerfundene Punktier- oder Crayon-Manier an, die es erlaubt, durch Punktierungen Kreide- und Kohlezeichnungen in die Druckgrafik zu übersetzen, weshalb sie in England auch unter dem Namen ‚Red Chalk Manner‘ bekannt geworden ist. Bartolozzi entwickelte diese Technik weiter, indem er statt einer linienorientierten Gestaltung durch Punktierungen Flächenwirkungen erzeugte, was als ‚Stippled Work‘ bezeichnet wurde. Auf diese Weise vermochte er sowohl malerische wie zeichnerische Wirkungen druckgrafisch umzusetzen, was er mit höchster Virtuosität beherrschte, so dass Bartolozzi zum beliebtesten und gefragtesten Reproduktionsstecher seiner Zeit wurde. So ließ beispielsweise Angelika Kauffmann, die ebenfalls in London tätig war, ihre Werke von Bartolozzi stechen. Im Alter von 75 Jahren folgte er, 1802, dem Ruf nach Lissabon, wo Bartolozzi bis zu seinem Tode als Direktor der Kunstakademie wirkte.


Bartolozzi, Francesco (1728-1815), Mythologische Szene mit vier jungen Frauen und dem Amorknaben, 1764