Günther-Naumburg, Otto (1856-1941), Die Kirchenruine St. Clemens im schwedischen Visby

€380,00
lieferbar
Produktbeschreibung

Otto Günther-Naumburg(1856 Naumburg - 1941 Berlin), Die Kirchenruine St. Clemens im schwedischen Visby . Aquarell und Tusche, weiß gehöht, auf sandfarbenem Papier, auf Karton montiert, 33 x 24 cm, unten links mit „Günther-Naumburg“ signiert und mit „Wisby. St. Clemens“ bezeichnet.

- an den Randbereichen Reste einer alten Montage, sonst in gutem Zustand


Exposé als PDF



- Reale Romantik -


Visby auf Gotland hatte im Mittelalter auf engstem Raum insgesamt 14 Kirchen, von denen heutzutage nur noch der Dom erhalten geblieben ist. Die meisten Gotteshäuser wurden im Zuge der Reformation und des dänischen Thronfolgestreits zwischen Christian II. und Frederik I. im 16. Jahrhundert zerstört, so dass Visby lange einer sakralen Ruinenlandschaft glich.

Mit Otto Günther-Naumburg stehen wir im ehemaligen Chor von St. Clemens und blicken durch den erhaltenen Triumphbogen in das ruinöse Langhaus, mit seiner Vorhalle und den Überresten des Fassadenaufbaus. Auch wenn das Gewölbe fehlt, hat der monumental wirkende Bogen seine statische Kraft bewahrt und gibt nun den Blick in den Himmel frei, wodurch der Sakralbau trotz seines ruinösen Zustandes keineswegs seinen sakralen Charakter verloren hat. Mit der Kunst Caspar David Friedrichs sind Kirchenruinen zu einem besonderen Sehnsuchtsort geworden, der eine intensive sakrale Aura verbreitet. Diese romantische Dimension findet sich auch in der Pforte, die zwar verschlossen ist und dennoch einen Durchblick auf den jenseitigen Sonnenuntergang freigibt. Eine Sphäre, die uns diesseitig allerdings noch nicht zugänglich ist.

Die Brauntonalität des verwendeten Papiers bestimmt die Erscheinung des Bildes. Von diesem Grundton ausgehend, kreiert Günther-Naumburg mit lasierend aufgetragenem Schwarz die Steine des Gemäuers, die er gekonnt durch Weißhöhungen akzentuiert. Mit dem Braun tritt das virtuos gesetzte Grün der Vegetation in einen harmonischen Kontrast, so dass der Blick immer wieder von Neuem die Ruine erkundet. Neben dem romantischen Gehalt des Bildes ist das Aquarell zugleich eine historische Momentaufnahme wie S. Clemens in Visby um 1900 ausgesehen hat.



zum Künstler

Ab 1861 in Berlin ansässig, studierte Otto Günther-Naumburg von 1873-1877 an der Berliner Akademie der Künste, zunächst bei Albert Hertel und dann unter dessen Nachfolger Christian Wilberg. Von 1877 an beschickte er die Akademie-Ausstellung, ab 1891 war er im Münchner Glaspalast vertreten und ab 1893 wurden Werke von ihm auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt. Studienreisen führten ihn nach Süddeutschland, Tirol, Schweiz, Italien und nach Schweden.

Eine besondere Meisterschaft entwickelte Otto Günther-Naumburg in der Aquarellmalerei, die er ab 1892 als Professor an der Technischen Hochschule Berlin lehrte. Er fertigte aber auch großformatige Gemälde an und kam öffentlichen Aufträgen nach. So stattete er unter anderem den Rathaussaal von Dillingen aus, schuf für das Preußische Abgeordnetenhaus die Städtebilder ‚Posen‘ und ‚Breslau‘ und gestaltetet für das Potsdamer Rathaus eine Ansicht der Stadt. Zudem war Otto Günther-Naumburg als Illustrator für die Leipziger illustrierte Zeitung , Daheim und die Gartenlaube tätig, wodurch er weithin bekannt und geschätzt wurde.



Auswahlbibliographie

Thieme-Becker. Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 15, Leipzig 1922, S. 210.

Saur. Allgemeines Künstler-Lexikon, Band 64, München - Leipzig 2009, S. 415.




Günther-Naumburg, Otto (1856-1941), Die Kirchenruine St. Clemens im schwedischen Visby