Leibl, Wilhelm (1844-1900), Original-Radierungen, Kunstverlag Gurlitt, 1900
Wilhelm Leibl(1844 Köln - 1900 Würzburg), Leinenmappe des Kunstverlags Gurlitt mit 11 (von 11) Original-Radierungen , 1900. Exemplar Nr. 67 / 100, 49,8 cm x 32 cm (Mappengröße), 43,5 cm x 30 cm (Blattgrößen), die auf altholländischen Bütten gedruckten Radierungen jeweils unter Passepartout, Druck der Graphiken bei O. Felsing in Berlin, zwei Blatt Titel und Inhaltsverzeichnis. Die Mappe enthält die Radierungen Gronau 2, 3, 5, 10 und 13-19: Maler Wopfner /Maler Sperl / Bäuerin / Junge mit Krug / Leibl's Tante / Alte Frau mit Stock / Leibl's Haus / Landschaft / Ochsengespann / Mädchenkopf / Landschaft mit hohen Bäumen
- Mappe im oberen Bereich fleckig und insgesamt etwas stockfleckig, Radierungen in sehr gutem Zustand
- Atmosphärische Prägnanz -
Die in Wilhelm Leibls Todesjahr erschienene Mappe umfasst mit 11 von den Originalplatten abgezogenen Blätter einen großen Teil seines insgesamt 19 Radierungen zählenden druckgraphischen Oeuvres und ist damit eine Hommage an den Radierer Leibl.
In einer an Rembrandt geschulten Weise entfalten die Bilder starke Hell-Dunkel-Kontraste, die ihnen etwas geheimnisvoll Diffuses, zugleich aber auch einen harten Charakter verleihen, der die Grundlage für Leibls meisterhafte Präzision darstellt, mit der er die Motive konkretisiert.
zum Künstler
Nach einem ersten Zeichenuntereicht bei Franz Everhard Bourel und Hermann Heinrich Becker in Köln studierte Wilhelm Leibl von 1863 bis 1869 an der Münchner Kunstakademie und wurde dort Meisterschüler von Karl von Piloty. Sein noch als Student geschaffenen Werk ‚Frau Gedon’, das 1869 im Münchener Glaspalast ausgestellt wurde, brachte ihm internationale Bewunderung ein. Gustave Courbet wurde auf Leibl aufmerksam und lud ihn nach Paris ein, wo er neben Courbet mit den deutschen Künstlern Hans Thoma, Louis Eysen und Otto Scholderer verkehrte und die Kunst Édouard Manets entdeckte. In Paris gewann Leibl die Goldmedaille des Salons für sein bereits im Jahr zuvor in München gerühmtes Gemälde ‚Frau Gedon‘. Durch den Kriegsausbruch war Leibl gezwungen, nach München zurückzukehren, wo sich um seine Person der Leibl-Kreis etablierte, zu dem unter anderen Wilhelm Trübner, Carl Schuch, Theodor Alt, Karl Haider und zeitweilig auch Hans Thoma gehörten. 1873 zog sich Leibl aus München aufs Land zurück. In diese Zeit fällt seine Beschäftigung mit der Druckgrafik. Zwischen 1873 und 1877 fertigt er insgesamt 12 Radierungen an. 1878 zog Leibl in den Chiemgau und ließ sich zunächst in Berbling, 1881 in Aibling und 1893, gemeinsam mit dem Künstler Johann Sperl, in Kutterling nieder. Nach ersten öffentlichen Ankäufen seiner Werke wurde ihm 1891 der Professorentitel verliehen und 1893 erfolgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie. Leibl wurde allerdings nicht als Hochschullehrer tätig. Gemeinsam mit dem Kunsthändler Ernst Seeger reiste er 1898 nach Holland, wo er nochmals eingehend die Werke der für ihn wichtigen Künstler Frans Hals und Rembrandt studierte.
Mit der Auswahl seiner Motive und ihrer präzisen modellierten Gestaltung gilt Wilhelm Leibl als wichtigster Vertreter der deutschen Ausprägung des Realismus.