Liebermann, Max (1847-1935), Hercules – Hindenburg erschlägt den russischen Bären, 1914

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Produktbeschreibung

Max Liebermann(1847 Berlin - 1935 ebd.), Hercules – Hindenburg erschlägt den russischen Bären , Kreide-Lithographie auf Japanpapier, 32 cm x 23,5 cm (Darstellung), 42,5 cm x 30,5 cm (Blattgröße), oben rechts in der Platte und unten links in Blei mit „MLiebermann“ signiert, unten rechts als Exemplar Nr. 30/30 ausgewiesen.

- oberer Randbereich mit minimalem Wasserrand und, wie im unteren Bereich, mit leichteren Knickspuren, ansonst ist das äußerst rare Blatt in gutem Zustand




- Klassizistischer Impressionismus -



Die Lithographie "Hercules – Hindenburg erschlägt den russischen Bären“ ist eine Allegorie auf die Schlacht bei Tannenberg und im Zusammenhang von Max Liebermanns Mitarbeit an der im Paul Cassirer-Verlag erschienenen Zeitschrift "Kriegszeit" entstanden, wo die Lithographie in der September-Ausgabe des Jahres 1914 publiziert wurde.

Weit ausschreitend bezwingt Herkules in heroischer Nacktheit den an den Bildrand gedrängten dunklen Bären. Dabei werfen beide Gestalten einen leichten Schatten, der den Hintergrund als Reliefgrund erscheinen lässt. Auf diese Weise wirkt die Szene zugleich wie ein antikes Relief, was der Darstellung einen Denkmalcharakter verleiht, der durch die Antiqua-Majuskel Schrift noch verstärkt wird.

Für die Darstellung greift Liebermann auf das klassizistische Arsenal eines Bertel Thorvaldsen zurück, wobei er die adaptierten Bildformeln allerdings in seiner typischen Manier einer flüssig gesetzten impressionistischen Linienführung neu belebt.

Die in einer sehr kleinen Auflage von nur dreißig Exemplaren neben der Zeitschriftenpublikation separat erschienene, auf Japanpapier gedruckte, handsignierte Lithographie zeugt von Liebermanns künstlerischer Auffassung, mit seiner Kunst eine neue Klassik begründet zu haben.




zum Künstler


Der junge Lieberann, der gegen den Willen seines Vaters, statt ein Chemiestudium zu verfolgen, sein künstlerisches Talent kultivierte, wurde von Carl Steffeck engagiert, um ihm bei seinen monumentalen Schlachtenbildern zur Hand zu gehen. Bei Steffeck lernte er seinen späteren Förderer Wilhelm von Bode kennen. Anschließend besuchte Liebermann als Schüler des belgischen Historienmalers Ferdinand Pauwels die Kunstschule Weimar und vertiefte sich dort in das druckgrafische Werk Rembrandts, das für Liebermanns Oeuvre eine entscheidende Bezugsgröße bleiben sollten. 1871 hielt er sich in Düsseldorf auf, wo er von dem dunkeltonigen Realismus Mihály von Munkácsys angezogen wurde. Es folgten Reisen in die Niederlande, auf denen er die Landschaft und das Personal der von ihm hoch geschätzten holländischen Malerei 'in natura' studierte.

Sein erstes großformatiges Gemälde, ‚Die Gänserupferinnen‘, wurde 1872 zunächst auf der Hamburger Kunstausstellung und dann in Berlin gezeigt und brachte Liebermann den Ruf eines ‚Malers des Hässlichen‘ ein. In der Folge ging Liebermann noch Paris und – zum Studium der Freiluftmalerei – nach Barbizon. Anschließend abermals in Holland, kopierte Liebermann Gemälde von Frans Hals, was sich auf seinen Pinselduktus auswirkte und seine Farbpalette aufhellte. Trotz seiner zunehmenden Orientierung an der französischen Kunst und wiederholter Teilnahme am Pariser Salon, vermochte Liebermann in der Pariser Kunstszene nicht Fuß zu fassen.

1878 reiste er erstmals Italien, wo er mit Franz von Lenbach und Münchener Malern in Kontakt kam, was ihn bewog, nach München zu ziehen. Dort löste sein Gemälde ‚Der zwölfjährige Jesus im Tempel‘ eine antisemitisch zugespitzte Empörungswelle aus, die Liebermann dazu zwang, die als hässlich empfundene Jesusfigur zu überarbeiteten.

Auf einer erneuten Niederlandereise erblickte Liebermann eine Szenerie, die ihn augenblicklich gefangen nahm: Im Garten eines Altmännerhauses saßen schwarzgekleidete Herren auf Bänken im Sonnenlicht. Beim Malen dieses Motivs entwickelte der Künstler die für sein späteres Werk charakteristischen ‚Liebermann’schen Sonnenflecken‘.

1884 kehrte Liebermann nach Berlin zurück, wo er mit der Stimme seines späteren Widersachers Anton von Werner in den Verein Berliner Künstler aufgenommen wurde. Durch die Familie Bernstein wurde Liebermann mit Max Klinger, Adolph von Menzel, Wilhelm Bode, Theodor Mommsen, Ernst Curtius und dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, bekannt, der zu einem wichtigen Förderer Liebermanns wurde. 1886 nahm Liebermann nach acht Jahren erstmals wieder an der Ausstellung der Akademie der Künste teil und wurde seitens der Kritik nun als herausragender Vertreter der Moderne gewürdigt. Adolph von Menzel hebt Liebermann als „den einzigen, der Menschen macht und keine Modelle“ hervor. Die anlässlich der Weltausstellung von 1889 gezeigten Werke Liebermanns führten schließlich zum internationalen Durchbruch. Er erhielt die Ehrenmedaille und wurde in die ‚Société des Beaux-Arts‘ aufgenommen.

1892 wurde aufgrund einer Abstimmung des Vereins Berliner Künstler vorzeitig die große Edvard Munch-Ausstellung geschlossen, was zum offenen Bruch zwischen der von Anton von Werner repräsentierten akademisch-konservativen und der von Liebermann vertretenden modernen Richtung führte. Liebermann gehörte fortan zu der aus dem Verein Berliner Künstler ausscherenden ‚Vereinigung der XI‘, der Keimzelle der späteren Berliner Secession. Trotz der Abspaltung wurde Liebermann anlässlich seines 50. Geburtstages, 1897, innerhalb der Akademieausstellung ein ganzer Saal gewidmet und die Große Goldene Medaille zugeeignet. Mit der Stimme Anton von Werners wurde Lieberman ihn die Akademie aufgenommen und zum Professor ernannt. Nachdem die von Anton von Werner geleitete Jury allerdings ein Gemälde Walter Leistikows zur Großen Berliner Kunstausstellung 1898 abgelehnt hatte, rief Leistikow zur Gründung einer Gemeinschaft unabhängiger Künstler - der Secession - auf, zu deren Präsident Liebermann gewählt wurde. Die Secessions-Ausstellungen, auf denen Künstler aus Worpswede, Arnold Böcklin, Hans Thoma, Max Slevogt und Lovis Corinth beteiligt waren, wurden zu internationalen Ereignissen und führten zur Übersiedlung Corinths und Slevogts nach Berlin.

1903 veröffentlichte Lieberman die Schrift ‚Die Phantasie in der Malerei‘, mit der er gegen die akademische Richtung darlegt, es komme auf „die den malerischen Mitteln am meisten adäquate Auffassung der Natur“ an. Gleichzeitig wendete er sich damit aber auch gegen den aufkommenden Expressionismus, womit sich bereits die späteren Secessionskrisen abzeichneten. Inzwischen hatte Liebermann in gesellschaftlicher Hinsicht die Nachfolge Menzels angetreten. 1907 widmete die Berliner Sezession ihrem Präsidenten eine große Geburtstagsausstellung.

Seit 1900 wandte sich Liebermann zunehmend der Grafik und der für sich stehenden Zeichnung zu. 1908 waren in der ‚Schwarz-Weiß-Ausstellung‘ der Secession 59 seiner Radierarbeiten zu sehen. Nachdem Liebermann 27 expressionistische Bilder als für die Secessions-Ausstellung ungeeignet zurückgewiesen hatte, kam es 1910 zum Bruch mit der von Emil Nolde angeführten jungen Avantgarde. Daraufhin bildete sich unter der Präsidentschaft Max Pechsteins die ‚Neue Secession‘, an deren Ausstellungen Maler der Brücke und der Neuen Künstlervereinigung München teilnahmen. 1911 legte Liebermann seinen Vorsitz nieder, blieb als Ehrenpräsident der Secession aber in die Geschehnisse eigebunden, während die Führung an Lovis Corinth überging. Nach weiteren internen Zerwürfnissen kam es schließlich, abermals unter der Führung Liebermanns, zur Gründung der ‚Freien Secession‘, die von 1914 bis 1923 Ausstellungen veranstaltete.

Bereits 1910 hatte Liebermann seine Villa am Wannsee bezogen, die ein Leitmotiv seines Spätwerkes bildet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs lieferte Lieberman für die von Paul Cassirer herausgegebene ‚Kriegszeit‘ grafische Beiträge. Er zählte zu den 93 Unterzeichnern des Aufrufes ‚An die Kulturwelt!‘, in dem die vermeintlich deutsche Kriegsschult mit einem sechsfachen ‚Es ist nicht wahr!‘ zurückgewiesen wurde. Liebermann charakterisiert seine eigene Haltung mit den Worten: „Meine ganze Erziehung habe ich hier erhalten, mein ganzes Leben habe ich in diesem Hause zugebracht, das schon meine Eltern bewohnten. Und es lebt in meinem Herzen auch das deutsche Vaterland als ein unantastbarer und unsterblicher Begriff.“

Zum 70. Geburtstag, 1917, veranstaltete die Berliner Akademie eine große Retrospektive mit 200 Gemälde Liebermanns und in der Nationalgalerie wurde ein eigenes Max-Liebermann-Kabinett eröffnet. 1920 übernahm er das Amt des Akademiepräsidenten, womit die Secessionszeit beendet wurde. Max Pechstein, Karl Hofer, Heinrich Zille, Otto Dix und Karl Schmidt-Rottluff wurden von Liebermann in die Akademie aufgenommen. Zu seinem 80. Geburtstag, 1927, fand eine weitere monografische Ausstellung des nunmehr als Klassiker geltenden Künstlers statt. Liebermann wurde die Ehrenbürgerwürde angetragen und der Reichspräsident Paul von Hindenburg verlieh ihm das Adlerschild des Deutschen Reiches „als Zeichen des Dankes, den Ihnen das deutsche Volk schuldet“, während der Innenminister Walter von Keudell Liebermann die Goldene Staatsmedaille überreichte.

Als am Tag der Machtergreifung vor seinem Haus am Pariser Platz der Fackelzug der Nationalsozialisten vorbeiführte, äußerte Liebermann: „Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“ Er legte seine Ämter nieder und zog sich nach Wannsee zurück, wo 1934 ein letztes Selbstbildnis entstand. Am 8. Februar 1935 starb Max Liebermann in seinem Haus am Pariser Platz. Die Totenmaske fertigte Arno Breker an.




Auswahlbibliographie


Max Liebermann, Max: Die Phantasie in der Malerei – Schriften und Reden. Mit einem Geleitwort von Karl Hermann Roehricht und einem Nachwort von Günter Busch, Frankfurt am Main 1986.

Sigrid Achenbach: Die Druckgraphik Max Liebermanns, Heidelberg 1974.

Gustav Schiefler: Max Liebermann. Sein graphisches Werk. 1876 - 1923, San Francisco 1991.

Katrin Boskamp: Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866 bis 1889, Hildesheim 1994.

Matthias Eberle: Max Liebermann. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, München 1995.

Liebermann, Max (1847-1935), Hercules – Hindenburg erschlägt den russischen Bären, 1914