Mühlenhaupt, Kurt (1921-2006), Pinkelbude, 1972

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Produktbeschreibung

Kurt Mühlenhaupt(1921 Klein Ziescht - 2006 Berlin), Pinkelbude , 1972. Holzschnitt aus der Graphikmappe „Rund um den Chamissoplatz“, 32 cm x 29 cm (Darstellung), 41 cm x 36 cm (Blattgröße), rechts unten in Blei mit „Curt Mühlenhaupt.“ signiert, links unten als Exemplar Nr. 68/150 bezeichnet und als „Original-Holzschnitt“ ausgewiesen.

- etwas nachgedunkelt und leicht lichtrandig, ansonsten in gutem Zustand




- Die Architektur der Notdurft -



Der bilddurchmessende schwarzfigurige Mann mit ins Gesicht gezogener Schiebermütze ist gerade dabei, nach dem Besuch des Pissoirs den Mantel zu schließen. Eine Milieustudie in der Tradition Heinrich Zilles, wobei der grobschlächtigere Stil weit mehr dem dargestellten Sujet entspricht. Aber auch hier findet sich der Berliner Humor: Die Pinkelbude sieht wie eine zierliche und kostbare, beinahe sakrale Architektur aus, aus der der Mann herausgetreten ist und in die er immer wieder eintreten wird.




zum Künstler


In einer Laubenkolonie im Bezirk Tempelhof aufgewaschen, absolvierte Kurt Mühlenhaupt zunächst eine Lehre als Modellbauer. Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht wurde er im Krieg verwundet. 1943 besuchte er den Kunstkurs von Emmi Stahlmann an der privaten Kunstschule des Westens. In den letzten Kriegstagen abermals als ‚Krüppel‘ eingezogen wurde er erneut verwundet, was ihn lebenslänglich prägte. Von 1946 bis 1949 studierte Mühlenhaupt an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Maximilian Debus. Die Zurückweisung von Karl Schmidt-Rottluff stürzte ihn in eine tiefe Krise, die zur Einweisung in die Nervenheilanstalt Buch führte. Wieder entlassen, bestritt er seinen Lebensunterhalt mit der Tierzucht bis er 1958 einen Trödelladen und im Folgejahr das Künstlerlokal ‚Leierkasten‘ in Kreuzberg eröffnete. Ab 1963 veranstaltete er vor seinem Laden Bildermärkte, aus denen der Kreuzberger Kunstmarkt hervorging. 1965 richtete er sich eine Druckpresse ein und lebte ab 1969 ausschließlich von der Kunst. 1971 gründete Mühlenhaupt zusammen Günter Grass, Aldona Gustas, Robert Wolfgang Schnell und Wolfdietrich Schnurre die Gruppe der Berliner Malerpoeten. Er erwarb verschiedene Bauernhöfe, die er als Atelier nutzte und zog 1990 nach Bergsdorf-Zehdenick, wo sich heute das Mühlenhaupt-Museum befindet.

Mühlenhaupt, Kurt (1921-2006), Pinkelbude, 1972