Rethel, Alfred nach (1816-1859), Der Tod als Diener, um 1920
Alfred Rethel nach (1816 Diepenbenden - 1859 Düsseldorf), Der Tod als Diener , um 1920. Farbholzschnitt von Oskar Bangemann nach einer gegen 1845 entstandenen Zeichnung Rethels auf handgeschöpftem Papier mit Wasserzeichen „HAHNEMÜHLE“, 30,5 cm x 27 cm (Darstellung), 42 cm x 36 cm (Blattgröße), unten links mit „O.[skar] Bangemann SC.[ulpsit]“ in der Platte signiert und ebenfalls in der Platte mit „A.[lfred] Rethel“ als Werk Rethels ausgewiesen.
- Leichte Knickspuren im unteren Randbereich, ansonsten in ausgezeichnetem Zustand mit kräftigem Druckbild.
- Prägnante Kongenialität -
Die von Oskar Bangemann in Holz geschnittene Zeichnung Alfred Rethels befindet sich im Dresdener Kupferstichkabinett. Bereits bevor Rethel mit seiner eigenen Holzschnittfolge, „Auch ein Totentanz“ aus dem Jahre 1848, künstlerisch den Nerv der Zeit getroffen hat, hatte er sich mit der Totentanzthematik beschäftigt und insbesondere die druckgraphischen Totentänze von Hans Holbein d. J. und seine Neuauflage durch Nikolaus Daniel Chodowiecki studiert, wobei Rethel dem Sujet stets eine über den „Gleichmacher Tod“ hinausgehende politische Dimension verlieh. So ist der vom Tod aus dem Leben gerissene Herr des Hauses offenbar ein aristokratischer Herrscher mit Perücke und hermelinverbrämtem Mantel, während der Zusammengesunkene von einem bürgerlichen Mann mit hinabgefallenem Zylinder gestützt wird. Mit dem Tod wird also zugleich eine gesellschaftspolitische Wende im Rahmen einer Szenerie der italienischen Renaissance veranschaulicht.
Oskar Bangemann, der die Holzschnittklasse des Kunstgewerbemuseums Berlin leitete und von 1924 bis 1942 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste lehrte, beherrschte die Technik des Holzschnitts auf meisterhafte Weise. Er setzt die blasse Bleistiftzeichnung Rethels in einen ausdrucksstaken Rotton um. Dadurch entsteht ein an die Holzschnitte Albrecht Dürers gemahnendes ‚all-over‘ an Lineaturen, aus denen die dramatische Szenerie des unvermittelten Todes immer wieder von Neuem hervorgeht.
zum Künstler
Bereits als Dreizehnjähriger nahm der talentierte Alfred Rethel 1829 das Studium an der Kunstakademie Düsseldorf auf. Seine Lehrer, Heinrich Christoph Kolbe und Wilhelm Schadow, folgten einem klassizistisch ausgerichteten Stil der Nazarener, während der ebenfalls in Düsseldorf tätige Carl Friedrich Lessing Rethel die ihn prägende Historienmalerei nahebrachte. 1836 ging Rethel an das von Philipp Veit geleitete Frankfurter Städelsche Kunstinstitut. In Frankfurt erhielt er den prestigeträchtigen Auftrag, den Kaisersaal des Römers mit Herrscherporträts zu freskieren, zudem gewann er den Wettbewerb für die Ausmalung des Krönungssaals des Aachener Rathauses mit Darstellungen aus dem Leben Karls des Großen.
Nachdem er die Illustrationen des „Nibelungenliedes“ (1840/41) und den Aquarellzyklus „Der Zug Hannibals über die Alpen“ (1842-1844) geschaffen hatte, reiste Rethel 1844 nach Rom. Dort studierte er die Kunst Raffaels und verkehrte im Kreis der „Deutschrömern“. Nach seiner Rückkehr zog er nach Dresden und begann 1847 mit der Ausführung der Karlsfresken für das Aachener Rathaus. 1848 schuf Rethel dann die Holzschnittfolge „Auch ein Totentanz“, die ihn zu einem der bekanntesten Künstler seiner Zeit werden ließ. Die Nachfrage war derart groß, dass ein Nachdruck in der für die damalige Zeit ungewöhnlichen Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren erfolgte.
Von 1852 bis 1853 weilte Rethel abermals in Italien, so sich sein Geisteszustand zusehends eintrübte. Die ausgebrochene Erkrankung führte zu seinem frühen Tod mit gerade einmal 43 Jahren.