Schloss, Ruth (1922-2013), Frau beim Essen, um 1990
Ruth Schloss(1922 Nürnberg - 2013 Kfar Shmaryahu), Frau beim Essen , um 1990. Mischtechnik auf Aquarellpapier, 22,2 cm x 26,5 cm, links unten mit „Schloss“ und rechts unten nochmals auf Hebräisch signiert.
-Papier rückseitig durch den Malprozess etwas fleckig, sonst in sehr gutem Zustand
- Innere Bilder -
Insbesondere in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens porträtierte Ruth Schloss Menschen in Altenheimen und Krankenhäuser. Die unbeobachtet wirkenden Personen werden aus ihrem Lebensalltag heraus erfasst. Dabei gelingt es der Künstlerin, mit virtuosem wie prägnantem Pinselduktus die Porträtierten in ihrer einzigartigen Individualität zu veranschaulichen, die auf je ihre eigene Weise vom Leben gezeichnet wurde. Durch die Bilder wird die authentische Fülle oftmals leidvoller Biographien spürbar.
Hier sehen wir eine Frau beim Essen, die statt den Löffel zum Mund zu führen, innehält und zur Seite blickt. Ihr Blick fokussiert allerdings nichts Konkretes, vielmehr ist er nach innen gerichtet. Sie schaut etwas, das sie selbst vom Grundbedürfnis der Nahrungsaufnahme ablenkt und durch ihre schwarzen leeren Augen wie ein düsteres ihr Leben bestimmendes Geheimnis wirkt.
zur Künstlerin
Ruth Schloss' Vater war ein sozialdemokratisch orientierter Schreibwarenhändler, die Mutter hatte einen liberalen Kindergarten geführt. 1937 emigrierte die jüdische Familie nach Israel und ließ sich in Kfar Shmaryahu, einem von deutschen Einwanderern bei Tel Aviv gegründeten Dorf, nieder und führten dort einen Musterbauernhof. Bis 1942 studierte Schloss an der New Bezalel Academy of Arts and Crafts in Jerusalem bei dem am Dessauer Bauhaus ausgebildeten Mordecai Ardon. Ab 1946 nahm sie Malunterricht im Kibbuz Haartzi. 1947 erfolgte die erste Teilnahme an einer Gruppenausstellung in Tel Aviv. Von 1949 bis 1951 setzte Schloss ihr Studium in Paris an der Académie de la Grande Chaumière fort. In Paris wurde sie vor allem von den Werken Bernard Buffets inspiriert. 1962 eröffnete sie ein Atelier in Jaffa, das sie bis 1983 betrieb und dort auch Müttern und Kindern Malunterricht erteilte. Sie stellte im Tel Aviv Museum of Art und im Israel Museum in Jerusalem aus. 1991 war im Herzliya Museum of Contemporary Art die erste Retrospektive ihres Werkes zu sehen. Neben der Malerei war Ruth Schloss seit 1939 auch Buch- und Zeitungsillustratorin tätig. Aufgrund ihrer eindringlichen sozialengagierten Kunst wird sie als „Käthe Kollwitz Israels“ bezeichnet.