Schwarze, Michael (*1939), Zahn-Zahn, 1968

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Produktbeschreibung

Michael Schwarze(*1939 Krefeld), Zahn-Zahn , 1968. Goldfarben patinierte Bronze auf mitgegossener Plinthe, 69 cm (Höhe) x 40 cm (Breite) x 20 cm (Breite), Gewicht 30 kg. Auf der Plinthe mit „MS“ monogrammiert und als Exemplar Nummer 3/3 ausgewiesen.

- in ausgezeichnetem Zustand mit gewollt unregelmäßig gestalteter Patina




- Die Realität der künstlerischen Phantasie -


Die Bronze stammt aus Michael Schwarzes frühen Berliner Zeit und ist ein Schlüsselwerk für sein weiteres künstlerisches Oeuvre. Schwarze greift die Tradition der Mischwesen auf. Allerdings ist bei den Chimären der Mythologie, wie der Sphinx oder dem Kentaur, zumeist ein Tierkörper mit einem menschlichen Kopf verbunden. Schwarze hingegen lässt einen menschlichen Körper in einen Tierkopf übergehen. Ein Animalisieren wie es sich bei den mit der Renaissance aufgekommenen grotesken Zeichnungen findet, aus denen später eine Form der Karikatur hervorging.

Beide Sphären, die Mythologie wie die Groteske, stehen für das Reich der künstlerisch inspirierten Phantasie ein. Aus diesem phantasmagorischen Reservoir schöpft Schwarze und schafft ein ganz neues Wesen, das sich weder mythologisch einordnen lässt noch in die Kategorie der Groteske fällt. Selbst die Bestimmung, welches Tier sich mit dem Menschen verbunden hat, lässt sich nicht auflösen, da hier eben ein ganz eigenes Wesen vor Augen steht, auch wenn Schwarze einen Bezug zur Schere der Krabbe herstellt und der Figur ein krabbenartiges Antlitz verleiht.

Statt sich in seiner zusammengesetzten „Unförmigkeit“ gefangen zu fühlen, lächelt das Wesen auf unergründliche Weise und schreitet auf seinem Weg voran. Dadurch wirkt es keineswegs monströs, sondern sympathisch. Auch wenn es mitnichten als ‚schön‘ oder gar ‚niedlich‘ zu bezeichnet ist, ist es aufgrund seiner Ausstrahlung aber auch nicht hässlich. Gerade indem es sich also auf keinerlei Weise einordnen lässt, tritt die Eigenständigkeit dieses überaus lebendig wirkenden Kunstwesens zutage, das aufgrund seiner für Privaträume monumentalen Erscheinung eine ungemeine Präsenz entfaltet. Gesteigert wird diese Wirkung durch die für Schwarzes Werk charakteristische beinahe überdeutliche Körpergestaltung, wie sie sich exemplarisch in den mächtigen Füßen kundtut.

Mit seinem geheimnisvollen ganz realen Phantasiewesen schafft Schwarze zugleich ein Manifest der künstlerischen Phantasie. Sie vermag ganz eigene Schöpfungen hervorzubringen, die im Schöpfungsplan gar nicht vorgesehen sind.



zum Künstler

Nach einer Tischlerlehre absolvierte Michael Schwarze von 1957-1959 ein Architekturstudium an der Werkkunstschule Krefeld und studierte im Anschluss von 1959-1964 Bildhauerei an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. Dort wurde er Meisterschüler von Karl Hartung. Im Anschluss war er als freier Bildhauer tätig, zunächst in Berlin und ab 1969 in Nümbrecht im Oberbergischen Kreis. 1989 ließ er sich schließlich in Bahlingen am Kaiserstuhl nieder.

Michael Schwarze hat zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum realisiert, wie den „Säulenbrunnen“ (1974, Nümbrecht), den „Buchhändler“ (1985, Darmstadt und 1987, Düsseldorf), den „Lebensrhythmus“ (1988, Dortmund) oder „In die Zukunft horchen“ (2004, Köln). Für sein unverwechselbares phantasiereiches Werk ist er mehrfach ausgezeichnet worden, so gewann er 1967 in Florenz den Villa Romana-Preis und 1969 den Kritikerpreis des Verbandes Deutscher Kritiker in Berlin und im selben Jahre den Kunstpreis der Stadt Krefeld. Seit 1968 wird Michael Schwarzes Werk ist zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen international renommierter Galerien präsentiert.



Auswahlbibliographie

Ulrich von Poschinger-Camphausen (Hrsg.): Michael Schwarze. Werkbuch, Freiburg im Breisgau 2009, S. 31.

Gerd-Wolfgang Essen: Michael Schwarze. Skulpturen. Hamburg 1985.

Schwarze, Michael (*1939), Zahn-Zahn, 1968