Thoma, Hans (1839-1924), Gebeugter alter Mann mit Gehstock und Zigarette, um 1910

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Produktbeschreibung

Hans Thoma(1839 Bernau - 1924 Karlsruhe), Gebeugter alter Mann mit Gehstock und Zigarette , um 1900. Aquarell und Pastell auf Papier, auf Karton montiert, 29,5 cm x 23,5 cm (Blattgröße), 45 cm x 38 cm (Rahmen), links unten mit „HTh“ monogrammiert, hinter Glas gerahmt.

- partiell leicht berieben, insgesamt in sehr gutem Zustand, Rahmen mit neu verklebter Fuge




- Die Summe des Lebens -



Vor einem violetten Hintergrund hebt sich ein in irdenen Farben gemalter alter Mann ab, der mit beinahe geschlossenen Augen nach unten schaut. Sein Gesicht ist stark verschattet und zerfurcht. Durch die irdenen Farben wirkt es wie die Landschaft des Lebens, während die zum Stummel heruntergebrannte Zigarette verdeutlicht, dass das Leben nahezu gänzlich durchlebt worden ist. Der alte Mann scheint sich nach vorne auf das Ende hin zuzubewegen und dabei – auf den Gehstock gestützt – innezuhalten. In ihm sammelt sich das gelebte Leben, das vor allem Mühsal war, wovon die gebeugte Haltung, die hervorgehobenen groben Hände und vor allem das zerfurchte Antlitz zeugen. Eine Mühsal, die in die Erlösung der ewigen Ruhe einmünden wird. Doch die Mühsal war keineswegs vergebens. Die Last des Lebens immer wieder auf sich genommen zu haben, verleiht dem Mann die Würde, unbeirrbar den Pilgerweg des Lebens bis zum Ende gemeistert zu haben. Diese Würde des arbeitsamen Lebens artikuliert sich farblich, indem der Mann durch seinen einheitlich wirkenden gelblichen Ton von dem violetten Fond gradewegs aufstrahlt, während die Farbigkeit des Fonds eine geheimnisvolle fluktuierend-auratische Wirkung verbreitet. Ein unheroischer Heros, mit dem sich Hans Thoma identifiziert, wovon die Platzierung des Monogramms unter den Händen zeugt. Hat doch auch Thoma alles, was er geschaffen hat, mit seinen Händen hervorgebracht.



zum Künstler


Nachdem er Lehren als Lithograph, Anstreicher und Uhrschildmaler abgebrochen hatte, bildete sich Hans Thoma autodidaktisch als Kunstmaler. Dies brachte ihm 1859 ein Stipendium für die Kunstschule in Karlsruhe ein, wo er Schüler von Wilhelm Schirmer und Ludwig Des Coudres wurde. Nach Abschluss des Studiums, 1866, hielt sich Thoma in Basel und Düsseldorf auf. Er lernte Otto Scholderer kennen, mit dem er 1868 nach Paris reiste. Dort beeindruckten ihn die Kunst Gustave Courbets und die Schule von Barbizon. Nach der Ablehnung seiner Werke im Karlsruher Kunstverein wurde Thoma 1870 in München ansässig, wo er dem Leibl-Kreis nahestand. In München arbeitete Wilhelm Trüber zeitweise in Thomas Atelier. 1874 erfolgte zusammen mit dem Maler Albert Lang die erster einer Reihe von Italienreisen, auf der er Hans von Marées und Adolph von Hildebrand kennenlernte und mit Arnold Böcklin Freundschaft schloss, dessen Kunst Thoma nachhaltig beeindruckte. Nach seiner Rückkehr nach München wurde Cella Berteneder Thomas Schülerin, die er 1877 ehelichte.

Auf Einladung des Kunstsammlers Charles Minoprio reiste Thoma 1879 nach England. Im Laufe der Jahre erwarb Minoprio mehr als 60 Ölbilder Thomas und veranstaltete 1884 die erste Auslandsausstellung seiner Kunst in Liverpool. Ab 1878 lebte Thoma in Frankfurt. Im Folgejahr zeigte der Frankfurter Kunstverein die erste Einzelausstellung seiner Werke. Nach einer Reise in die Niederlande zog Thoma 1899 nach Kronberg im Taunus, wo die Kronberger Malerkolonie ansässig war. Im selben Jahr wurde er zum Professor der Karlsruher Kunstschule und zum Direkter der Karlsruher Kunsthalle berufen. 1901 war Hans Thoma mit Wilhelm Süs Gründer der Großherzoglichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe, für die er fortan Entwürfe lieferte.

Thoma stand nun auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Ruhmes. Meyers Großes Konversations-Lexikon stellt in der 1909 erschienen Auflage fest, Thoma sei zu einem Lieblingsmaler des deutschen Volkes geworden. Anlässlich des 80. Geburtstags, 1919, organisierten Ernst Oppler und Lovis Corinth eine große Feierlichkeit. Nachdem Thoma verstorben war, widmete ihm die Berliner Nationalgalerie 1922 und die Basler Kunsthalle 1924 eine große Werkschau.

Thoma, Hans (1839-1924), Gebeugter alter Mann mit Gehstock und Zigarette, um 1910