Wachter, Emil (1921-2012), Rebekka, 1987
Emil Wachter(1921 Neuburgweiser - 2012 Karlsruhe), Rebekka , 1987. Aquarell auf Karton montiert, 13,5 (Höhe) x 14 cm (Breite). Eigenhändig in der Darstellung in Blei mit „E.[mil] Wa[chter]“ signiert, auf „[19]87“ datiert und dem Trägerkarton als „Rebekka“ bezeichnet. Verso handschriftlicher signierter Brief des Künstlers vom „15. Juli [19]88“ an Robert (?) Spaemann, in dem er dem Theologen „immer mehr das Ewige schon in der Zeit“ wünscht und sinniert: „Der Abreißkalender wird immer dünner, der Stoß der abgelegten Jahre immer höher – selbst ich erlebe das schon so.“
- Aquarell in ausgezeichnetem Zustand, Trägerkarton etwas nachgedunkelt und mit leichten Knickspuren. Rückseitig an den Randbereich Montagespuren.
- Rebekkas Erscheinen -
Emil Wachter hat sich in seinem Oeuvre immer wieder mit den Müttern der Israeliten beschäftigt. Dabei galt sein besonderes Interesse Rebekka, der Frau Isaaks, die die Zwillinge Esau und Jakob gebar.
Wir sehen einen dunklen schwarz-violetten Raum, aus dem das gelbe Profil Rebekka aufstrahlt, wobei ihre Haare, Lippen und Nase, vor allem aber die Augen ebenfalls tiefschwarz sind. Auf dieses Weise hebt sie sich nicht vom dunklen Grund ab, sondern ist an diesen zurückgebunden. Und vom Gesicht her wird deutlich, dass auf der abstrakten rechten Seite des Bildes überall unter dem Dunkel das Gelb hervorschimmert. Damit scheint sich Rebekka auf geheimnisvolle Weise aus dem Dunkel heraus zu materialisieren. Dieser Eindruck wird noch bestärkt, indem die jüdische Stammmutter das Bildfeld ausfüllt und nach oben hin durchbricht.
Das Aquarell ist ein eindrucksvolles Beispiel für Wachters sensible Revitalisierung des Sakralbildes. Passend dazu ziert es den rückseitigen Brief an den Theologen Robert Spaemann.
„Ein gutes gegenständliches Bild hat alle Qualitäten des Abstrakten.“
Emil Wachter
zum Künstler
Emil Wachter studierte ab 1941 in Freiburg Theologie und Philosophie, musste jedoch ab 1942 als Soldat dienen und geriet in britische Kriegsgefangenschaft, so dass er sein Studium erst 1946 fortsetzen und 1948 beenden konnte. Im selben Jahr erfolgte eine Parisreise, die zum Entschluss führte, sich der Kunst zu widmen. Wachter studierte von 1949 bis 1952 an der Kunstakademien München und Karlsruhe bei Karl Hubbuch, Carl Trummer und Erich Heckel. Anschließend war er als freischaffender Maler und Bildhauer tätig und lehrte von 1958 bis 1963 seinerseits an der Karlsruher Kunstakademie. 1983 wurde er zum Professor ernannt.
Wachter widmete sich insbesondere der Revitalisierung der Sakralkunst. Er schuf zahlreiche Glasfenster, Reliefs, Mosaike, Altäre und Glocken für Sakralbauten. Zudem brachte er ein immenses Oeuvre an weltlicher Kunst hervor, die ebenfalls etwas Mystisch-Geheimnisvolles aufweist.
Sein Werk wurde in über 150 internationalen Einzelausstellungen präsentiert.
Über sein gesamtes künstlerisches Leben hinweg wurde Emil Wachter mit zahlreichen Preisen geehrt. Als erste große Auszeichnung erhielt er 1956 den Kunstpreis der Stadt Karlsruhe, während ihm mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2011 die höchsten Ehren zuteilwurden.